27. Oktober 2020

Trail des Monats: Zur Dicken Tanne – Teil 1

In den vergangenen Wochen präsentierten wir auf unserer Website eine Vielzahl an Mathtrails, welche im Rahmen unseres preisgekrönten MathCityMap-Seminars an der Goethe-Universität Frankfurt entstanden sind. All jene Pfade wurden von Studierenden vor Ort getestet und haben zudem unser Experten-Review durchlaufen. Zuletzt haben wir Ihnen in dieser Rubrik den Trail „Der Sinaipark“ von Isabella Unkart vorgestellt.

Zum Abschluss der Rubrik küren wir den Mathtrail von Jens-Peter Reusswig zum Trail des Monats Oktober. Der Trail bietet nicht nur eine Vielzahl an mathematischen Entdeckungsmöglichkeiten, sondern ermöglicht fächerverbindenden Unterricht: Alle Aufgaben des Trails „Zur Dicken Tanne“ weisen Bezüge zur Ökologie auf: Die Schülerinnen und Schüler lernen durch das Bearbeiten dieses Trails nicht nur mathematische Inhalte, sondern werden auch für biologische Sachverhalte und Themen sensibilisiert. Nachfolgend präsentieren Teil 1 unseres Interviews mit Jens-Peter Reusswig.

 

Wie bist Du auf das MathCityMap-Projekt gestoßen? Hast du MCM schon vor dem Mathtrail-Seminar kennengelernt und genutzt?

Erfahren habe ich vom MathCityMap-Projekt erstmals im mathematikdidaktischen Vertiefungsseminar „Unterrichtsideen in der Sek I & II unter den Gesichtspunkten der Analysis“ von Frau Schubert im letzten Semester. Die App wurde uns von einem Kursteilnehmer vorstellt und wir konnten dann einen kurzen Pfad selbst ablaufen. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich die App nur aus User-Sicht, nicht aber aus dem Blickwinkel eines MathCityMap-Autors.

Beschreibe kurz die Hauptinhalte des Seminars.

Der Hauptinhalt des Seminars bestand darin, die Idee hinter MCM zu verstehen, die Web- als auch App-Anwendung kennenzulernen und schließlich einen Trail schrittweise selbst zu entwickeln. Der Anfang bestand daher aus der Erarbeitung theoretischer Grundlagen, um zu wissen, wo MCM seinen Ursprung hat und die Potenziale außerschulischer Lernorte abschätzen zu können. Danach wurde das Seminar schrittweise praxisorientierter und wir lernten MCM nicht nur aus der Schüler-, sondern auch aus der Autorenperspektive kennen.

Corona-bedingt ließ sich das Expertenteam auch einiges einfallen, sodass der digitale Austausch mal aus einem Podcast, einer Videobotschaft oder einer Forumsdiskussion bestand.

Im Seminar habe ich gelernt, …
1. welche Kriterien eine MCM-Aufgabe erfüllen muss und welche Aufgabenvariationen sich daraus auf den verschiedenen Begriffsverständnisebenen nach Vollrath ergeben können.
2. dass es nicht schlimm ist, wenn eine Aufgabe mal mehrere Überarbeitungsschleifen durchläuft.
3. es sich lohnt, ab und zu auf den Aufgaben-Wizard zurückzugreifen.
4. man einen Trail einfach mal selbst bearbeitet haben muss, um zu wissen, worauf es ankommt.
5. hinter MCM ein erfahrenes Expertenteam steht, das die Weiterentwicklung der App und des Portals mit Herz und Seele vorantreibt.

Beschreibe deinen Trail in einigen Worten.

Der Trail nahe Freigericht / Somborn führt entlang des Waldlehrpfades zum Vereinsheim zur „Dicken Tanne“ der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald auf dem Spessartbogen-Wanderweg. Auf dem Rundweg ist man zu Gast in einem Wunderwerk der Natur. Der Wald ist Erholungsort, Kohlendioxidspeicher und Wirtschaftsraum zugleich, aber vor allem ist er ein grenzenloses Klassenzimmer.

Der Trail verläuft durch diesen vielseitigen Lernort und verbindet dabei mathematische Herausforderungen mit ökologischem Hintergrundwissen zu einer ganz besonderen Lernerfahrung – innerhalb und außerhalb der App. Dadurch wird nicht nur das Mathematik-Können trainiert, sondern auch das Wissen über den Wald und dessen Bewohner gefördert. Schließlich gilt: Nur was man kennt, das schützt man auch!

Warum hast du dich für einen Trail mit dem Themenschwerpunkt Ökologie entschieden?

Ich bin zum Themenschwerpunkt Ökologie gelangt, weil ich einen außerschulischen Lernort gesucht habe, der vielen Lernenden vertraut ist und bedeutungsvolle Fragestellungen beinhaltet, die sich mit mathematischen Werkzeugen klären lassen.

Mit dem Ökosystem Wald hatte ich eine passende Umgebung gefunden, die darüber hinaus zum Entdecken anregt, Lernende zum Staunen bringt und mit allen Sinnen erlebt werden kann. Der Trail integriert dazu das Lernangebot vor Ort, das seit jeher Spaziergänger über den Wald als Lebensraum informiert und ihnen erklärt, warum dieser so schützenswert ist.

Wie passt das zum fächerübergreifenden Lernen?

Fächerübergreifendes Lernen bedeutet, Zusammenhänge aufzuzeigen. Es gilt, Lernenden zu verdeutlichen, dass ökologische Fragen nicht ohne die Mathematik gelöst werden können und gleichzeitig, dass die Mathematik ohne die Ökologie ein wichtiges Anwendungsgebiet mit drängenden Zukunftsfragen verlieren würde. Durch die Verknüpfung beider Disziplinen sind mathematische Aufgaben plötzlich mit der Lebenswirklichkeit verbunden und in einem authentischen Anwendungskontext verankert.

Für welche Klassenstufen ist der Trail gedacht?

Da der Trail ein gutes Leseverständnis voraussetzt und oft mehrere Lösungsschritte erforderlich sind, ist die selbstständige Bearbeitung des Trails ab der 9. Klassen zu empfehlen. Erkunden Lerngruppen die Aufgaben aber in Begleitung, ist die Bearbeitung des Trails auch schon früher möglich.

Datum: 27. Oktober 2020 | Von: Simon Barlovits | Kategorie:  | Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert