Aufgabe der Woche: Der schöpfende Dümpfelschöpfer
Unsere neue Aufgabe der Woche führt uns oberfränkische Lichtenfels. Dort hat Gymnasiallehrer Jörg Hartmann die Aufgabe „Der schöpfende Dümpfelschöpfer“ erstellt und uns einige Fragen zu dieser interessanten Aufgabe beantwortet.
Wie sind Sie auf das MathCityMap-Projekt gestoßen? Wie nutzen Sie MCM und warum?
Ich bin seit langem Gymnasiallehrer, am Meranier-Gymnasium in Lichtenfels beschäftigt. Auf einer Fortbildung, auf der auch Prof. Matthias Ludwig [Leiter des MathCityMap-Teams Frankfurt] sprach, habe ich erstmals von MCM gehört. Als unsere Schule dann eine Projektwoche mit dem Thema „Heimat″ startete, sah ich die Chance, in unserem Ort einen MCM-Trail zu erstellen.
Zusammen mit etwa einem halben Dutzend Neunt- bis Elftklässlern erstellten wir den Trail „Bergauf und Bergab, über Stock und Stein in Lichtenfels″, der auch die Aufgabe „Der schöpfende Dümpfelschöpfer″ beinhaltet. In der Folge bin ich den Trail schon mehrmals mit Klassen (bevorzugt natürlich in den Sommermonaten) gelaufen. Dafür reicht eine ca. 20-minütige Vorbereitung auf das Ganze und am Tag selbst eine Doppelstunde (besser drei Stunden hintereinander). Der Spaß ist immer groß, wenn „draußen vor Ort″ Mathe erlebt wird – auf eine oft ungewohnte Weise! Aber man lernt trotzdem erstaunlich dazu!
Beschreiben Sie ihre Aufgabe. Wie kann diese gelöst werden?
Eine berühmte lebensgroße Skulptur in unserer Stadt ist der sog. „Dümpfelschöpfer″, dessen Hintergrundgeschichte vielen Lichtenfelsern bekannt ist. Dargestellt wird ein Mann, der mit einem kleinen Eimer Wasser aus einem recht unregelmäßig geformten Becken schöpft. Die Aufgabe „Der schöpfende Dümpfelschöpfer″ verlangt nun, dass man berechnen soll, wie oft man mit diesem Eimer schöpfen muss, um das Becken zu leeren. So direkt gelangt man nicht zur Lösung: Man muss sich das Problem erst einmal in kleine Häppchen zerlegen. Man muss etwas über geometrische Körper wissen, etwas Volumenberechnung zum Einsatz bringen und das Umrechnen von Volumeneinheiten ist im kleinen Stil auch gefordert.
Welche didaktischen Ziele verfolgen Sie mit der Aufgabenstellung?
Ich möchte die Schüler und die vielleicht Nicht-mehr-Schüler, die den Pfad gehen, ermuntern, das, was sie vor sich sehen und dem sie eine Information entlocken wollen, mit dem in Verbindung zu bringen, das sie in der Schule gelernt haben: „Welches mathematische Objekt sieht so ähnlich aus wie der Eimer der Skulptur?″ oder „Wie war das nochmal mit Liter und Quadratmeter – wie rechnet sich das um?″
Des Weiteren möchte ich, dass die Durchführenden erkennen, wie wichtig sog. „Überschlagsrechnungen″ sind, um im Alltag schnell und unkompliziert Probleme zu lösen. Bei dieser Aufgabe können sie genau dies anwenden und dabei noch das Kopfrechnen üben.
Weitere Anmerkungen zu MCM?
Ich bin von der Idee der mathematischen Trails begeistert und meine Schüler laufen diese ebenso gerne ab. Das Erstellen eines Trails hat viel Kreativität gefordert. Auch diese gehört zur Mathematik, wie man hier exemplarisch sah. Zugeben muss ich, dass die Zeit für solcherlei Art der mathematischen Wissensvermittlung in der Schule doch oft knapp bemessen ist. Vor allem das Erstellen eines Trails ist wohl nur im Rahmen eines Projektes oder einer Projektwoche sowie im Rahmen von W- oder P-Seminaren an bayerischen Gymnasien möglich.
Die Idee war und ist sehr gut und ich hoffe, dass vor allem in unserer Nähe noch mehr Trails eingestellt werden. Ich würde gerne einmal einen „fremden″ Trail ablaufen.